
60 Jahre Élysée-Vertrag: Deutsch-Französische Freundschaft aufleben lassen!
Lucien Tharradin kämpfte im französischen Widerstand gegen die Nationalsozialisten und überlebte das Konzentrationslager Buchenwald. Nach dem Krieg wurde er zum Bürgermeister der Kleinstadt Montbéliard im Elsass gewählt. Trotz seiner schrecklichen Erfahrungen setzte er sich für Verständigung und Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland ein. Er wünschte sich Begegnungen zwischen Franzosen und Deutschen. Tharradin starb bereits 1957, doch seinem Engagement ist es zu verdanken, dass Montbéliard und Ludwigsburg 1962 die erste deutsch-französische Städtepartnerschaft besiegelten – einige Monate vor dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag (Elysée-Vertrag) am 22. Januar 1963 – der sich nun zum 60. Mal jährt.
Die Zusammenarbeitserklärung von Mecklenburg-Vorpommern mit der Region Poitou-Charentes vom 28. Oktober 2003 verlief schleppend, das konstatierte die Landesregierung in einer Kleinen Anfrage im vergangenen Jahr. „Lediglich im Schulbereich gab es einige Austausche.“ 2016 ist die Region Poitou-Charentes mit den benachbarten Regionen Limousin und Aquitanien zur Region Nouvelle-Aquitaine mit Verwaltungssitz in Bordeaux fusioniert. „Infolge dieser Umstrukturierung wurde die Zusammenarbeit beendet“, heißt es in der Anfrage.
Für mich ist dies ein Zeichen, dass die Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft noch nicht in der Staatskanzlei angekommen ist. Leider besteht auch nur am Innerstädtischen Gymnasium in Rostock die Möglichkeit, gleichzeitig das deutsche Abitur und das französische Baccalauréat zu erwerben. Dabei sind Fremdsprachenkenntnisse sowie der internationale Schüler- und Jugendaustausch von zentraler Bedeutung für ein friedliches Europa.
Wir haben mit dem Brigitte-Sauzay-Austauschprogramm, welches einen dreimonatigen Schulbesuch in Frankreich ermöglicht sowie verschiedenen Hochschulkooperationen gute Angebote. Doch immer weniger Schüler in Deutschland lernen Französisch, in Mecklenburg sogar nur jeder zehnte Schüler. Der Zweite Weltkrieg ist für viele Schülerinnen und Schüler nur noch eine tote Fiktion. Das Gedenken daran wird deshalb umso entscheidender. Aber auch um die deutsch-französische Freundschaft, als Motor der europäischen Integration, muss ein neues Feuer entfacht werden.
- Gendern im öffentlich-rechtlichen Rundfunk19. Juli 2023
- Stärker durchgreifen bei häuslicher Gewalt11. Juli 2023
- Kürzungen bei freien Schulen fördern soziale Spaltung28. Juni 2023
- Fachkräftemangel ist eine tickende Zeitbombe26. Juni 2023
- Reform der Lehramtsausbildung notwendig17. Juni 2023
- Chancengerechtigkeit im Abitur herstellen16. Juni 2023